Medienregeln, was hilft, was hilft nicht

Medienregeln, was hilft, was hilft nicht

September 10, 2024 Blog Medienerziehung Podcast 0

In der heutigen digitalen Welt ist es für Eltern oft eine Herausforderung, die Mediennutzung ihrer Kinder zu reglementieren. In der aktuell erschienen Reports „ACT ON! Elaborated Report 2024“ des JFF gibt es eine wunderbare Aufzählung, welche Faktoren helfen ein Kommittent von Kindern und Jugendlichen für Medienregeln zu erreichen. In diesem Beitrag fasse ich sie für euch zusammen. Willst du mehr Wissen? Liess selbst:

https://act-on.jff.de/short-reports

Nun aber zur knackigen Aufzählung, die ihr ausführlicher auf Seite 49 des Reports findet:

Was hilft?

  1. Transparente Begründungen: Kinder akzeptieren Regeln eher, wenn die elterlichen Entscheidungen nachvollziehbar sind. Ein Beispiel ist eine 11-Jährige, die das Verbot von YouTube akzeptiert, da sie stattdessen YouTube Kids nutzen darf, wo sie vor unangemessenen Inhalten geschützt ist.
  2. Alternative Angebote: Ein Verbot wird eher akzeptiert, wenn eine alternative Nutzungsmöglichkeit angeboten wird. Ein 11-jähriger Junge erklärt, dass er anstelle von YouTube die kindgerechtere Variante YouTube Kids nutzen darf, was er als sicherer und altersgerechter empfindet.
  3. Begleitete Nutzung: Teilhabe kann durch gemeinsame Nutzung ermöglicht werden. Ein 12-jähriges Mädchen und ihre Mutter haben einen Kompromiss gefunden, indem sie zusammen Instagram-Videos auf dem Smartphone der Mutter ansehen und deren Inhalte besprechen.
  4. Neu verhandelbare Verbote: Temporäre Verbote, die prinzipiell neu verhandelt werden können, finden eher Akzeptanz. Ein 11-jähriges Mädchen berichtet von ihrem Erfolgserlebnis, als sie ihren Vater vom Spiel Roblox überzeugen konnte, nachdem er es zunächst abgelehnt hatte.
  5. Konkret benannte Sorgen: Wenn Eltern ihre Bedenken klar und konkret benennen, wird dies von den Kindern besser verstanden und akzeptiert. So wird beispielsweise das Argument „Gewalt“ als Grund für ein Verbot von den Kindern häufig verinnerlicht.

Was hilft nicht?

  1. Unverständliche Argumente: Konflikte entstehen, wenn die Argumente der Eltern für die Kinder nicht nachvollziehbar sind. Zwei 11-jährige Schwestern beklagen, dass ihre Mutter ihnen nicht richtig zuhört und keinen Raum zur Diskussion lässt.
  2. Ignorierte Perspektiven: Entscheidungen, die ohne Berücksichtigung der kindlichen Sichtweise getroffen werden, führen zu Unmut. Ein 11-jähriger Junge wünscht sich, dass seine Eltern seine individuelle Einschätzung einbeziehen, anstatt nur auf offizielle Altersempfehlungen zu vertrauen.
  3. Abwertende Aussagen: Fadenscheinige Begründungen wie „dieses Spiel ist dumm“ oder „du bist nicht reif genug“ werden von den Kindern als ungerecht empfunden und führen zu Ablehnung.
  4. Elterliches Doppelmoral: Wenn Eltern selbst Medienangebote nutzen, die sie ihren Kindern verbieten, wird dies als unfair wahrgenommen. Ein 12-jähriges Mädchen findet es ungerecht, dass ihre Mutter Instagram nutzt, es ihr aber nicht erlaubt.
  5. Ungleiche Zeitlimits: Kinder empfinden es als ungerecht, wenn Eltern für sich selbst andere Maßstäbe setzen. Ein 11-jähriger Junge findet es „saugemein“, dass seine Mutter mehr Zeit am PC verbringt als er selbst darf.
  6. Aufgeschobene Versprechen: Wenn Zusagen der Eltern wahllos aufgeschoben oder revidiert werden, führt dies zu Frustration. Ein 12-jähriges Mädchen berichtet, dass ihre Eltern immer wieder versprechen, ihr Instagram zu erlauben, dies aber nie einhalten.
  7. Teilhabeschädliche Beschränkungen: Einschränkungen, die als nicht praktikabel empfunden werden, führen zu Konflikten. Ein 11-jähriger Junge beschreibt den Freigabeprozess durch Family Link als „nervig“ und nicht praktikabel, was ihn dazu veranlasste, einen zweiten Account ohne elterliche Kontrolle einzurichten.

Jennewein, Nadja/Gebel, Christa/Bamberger, Anja/Brüggen, Niels (2024) Online-Risiken und elterliche Medienerziehung aus der Sicht von 10- bis 14-Jährigen. Ausgewählte Ergebnisse der Monitoring-Studie. ACT ON! Elaborated Report 2024. Unter Mitarbeit von: Marion Biendl, Lucy Daniel, Alena Klimovskaya, Kristin Schermer, Natalya Wotte. https://act-on.jff.de/short-reports

Fazit

Die Studie zeigt, dass Eltern für die medienerzieherische Umsetzung im Familienalltag Orientierung und Unterstützung benötigen. Eine bedürfnisorientierte Auseinandersetzung mit beliebten Angeboten und damit verbundenen Risiken kann helfen, Diskrepanzen zwischen Eltern und Kindern abzubauen. Dadurch könnten Kinder ihre Eltern als kompetente, begleitende und regelgebende Ansprechpersonen wahrnehmen und akzeptieren. Eltern sollten transparente und nachvollziehbare Regeln aufstellen, die Perspektiven ihrer Kinder berücksichtigen und offen für Diskussionen und Neuverhandlungen sein.

Auf den Punkt gebracht könnte man sagen „Reden über Medien“

 

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